Diakonie und Zivilgesellschaft im ländlichen Raum

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Führungskräfte der Diakonie Deutschland in Herrnhut

Maria Loheide ist Vorstandsmitglied des Evangelischen Werks für Diakonie und Entwicklung. Zusammen mit Referentinnen und Referenten, die in Brüssel und Berlin für die Diakonie Deutschland sozialpolitisch tätig sind, war sie vom 25. bis 27. August zu einer Klausurtagung in Herrnhut. Neben dem Kennenlernen der Ev. Brüder-Unität, die Gründungsmitglied des Diakonie-Bundesverbandes ist, und der Arbeit der Stiftung Herrnhuter Diakonie, diente diese Tagung vor allem der Information über besondere Herausforderungen der Diakonie und Sozialen Arbeit im ländlichen Raum Sachsens sowie der Zivilgesellschaft in der Oberlausitz.

Mit Führungskräften der Herrnhuter Diakonie diskutierten die Gäste aktuelle sozialpolitische Fragen und erfuhren beispielsweise, dass das Bundesteilhabegesetz in Sachsen selbst mit dreijähriger Verspätung noch nicht angemessen umgesetzt wird. Sehr plastisch schilderten die Fachleute, wie Menschen mit einer Behinderung im Freistaat weiterhin benachteiligt werden und welche Auswirkungen das auf die diakonischen Träger hat. Auch die für die betroffenen alten Menschen unbefriedigende Reform der Pflegefinanzierung kam ebenso zur Sprache wie der akute Fachkräftemangel in fast allen sozialen Berufen. Deutlich kritisierten die Führungskräfte der Herrnhuter Diakonie die viel zu langen und finanziell unattraktiven sächsischen Bildungswege für Erzieher/innen und Heilerziehungspfleger/innen. Das trage dazu bei, dass junge Menschen, die diese Berufe erlernen wollen, in andere Bundesländer abwandern. Dort sind die entsprechenden Bildungsgänge zwei Jahre kürzer und mit einer Ausbildungsvergütung verbunden.

Um diese Themen ging es ebenso in einer Gesprächsrunde mit den Landtagsabgeordneten Dr. Stephan Meyer (CDU) und Ines Kummer (Bündnis 90/Grüne). Diese berichteten auch von der demografischen Entwicklung und dem Strukturwandel in Ostsachsen und erläuterten die Besonderheiten, Chancen und Schwierigkeiten der Wirtschafts- und Sozialpolitik im Dreiländereck.

In einem weiteren Gesprächsforum informierten sich die Gäste über die besonderen gesellschaftspolitischen Herausforderungen der Region, insbesondere über die Auseinandersetzung mit Nationalismus, Rassismus und Demokratieskepsis sowie die Rolle der Zivilgesellschaft in der Oberlausitz. Als Gesprächspartner standen ihnen dafür Bürgermeisterin Marion Prange (Stadt Ostritz), Gemeindereferent Stephan Kupka (Kath. Kirchgemeinde Ostritz) und Superintendentin Antja Pech (Ev.-Luth. Kirchenbezirk Löbau-Zittau) sowie Pfarrerin Benigna Carstens von der Ev. Brüder-Unität und Volker Krolzik, Michael Hellerling und David Heuckeroth von der Herrnhuter Diakonie zur Verfügung. Die Gäste zeigten sich beeindruckt von dem vielfältigen zivilgesellschaftlichen Engagement in der Oberlausitz.

Ein touristischer Besuch in Zittau, der vor allem den Fastentüchern und der Grenzsituation galt, rundete das umfangreiche Programm ab. Außerdem freuten sich die Referentinnen und Referenten, ihren ehemaligen Kollegen David Heuckeroth wiederzutreffen, der seit August in der Herrnhuter Diakonie tätig ist.

Maria Loheide, die schon zum zweiten Mal in Herrnhut war und mit dem Theologischen Vorstand der Stiftung Herrnhuter Diakonie seit sehr langer Zeit kollegial verbunden ist, dankte Volker Krolzik für die fachlichen Impulse und die Gastfreundschaft der Herrnhuter. Sie versprach, mit der Stiftungsleitung weiterhin über die angesprochenen Themen im Austausch zu bleiben und deren Eintreten für Menschen mit Unterstützungsbedarf von der europäischen und der Bundesebene argumentativ und praktisch zu unterstützen.

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Maria Loheide, Vorstand Diakonie Deutschland (vorne, Mitte), und Führungskräfte aus Berlin und Brüssel informierten sich bei der Stiftung Herrnhuter Diakonie über aktuelle sozialpolitische Herausforderungen in Ostsachsen. Auf Einladung von Diakon Volker Krolzik, Vorstand der Herrnhuter Diakonie (vorne, 2. Von rechts), waren sie drei Tage in der Oberlausitz.